es fing alles damit an, dass ich der einzige deutsche unter lauter tuerken im flugzeug nach gaziantep war. eigentlich auch keine ueberraschung, da mein ziel an der syrischen grenze fuer deutsche nicht unbedingt die erste urlaubsadresse ist. ein wenig schlafreduziert auf grund des fruehen abflugs (6h) hab ich es mir gleich etwas gemuetlich gemacht. doch mein friede war nicht von langer dauer. wenn 50 tuerkische familien auf einen haufen sind, dann herrscht ein geraeschpegel wie auf einem bazar mitten in istanbul. (ich werde das spaeter einmal vergleichen). auf jeden fall wird erstmal gegen alle regeln verstossen, denn dafuer sind sie ja eigentlich auch da. es lag staendig der geruch aus einer mischung von parfum, knoblauch und warmen windeln in der luft - je nachdem zu welcher seite man sich umdrehte. dann stand ich bei gefuehlten 38-40 grad ausserhalb des flughafens, nachdem ich mich durch eine meute von menschen gekaempft hatte, die mich an das treiben auf dem gebrauchtwagenmarkt in porz erinnerte. ich schaetze mal, dass fuer jeden fluggast 5-6 personen zum abholen bereit standen und ebenso viele taxifahrer. schnell als deutscher entlarvt bot man mir von allen seiten hilfe an. die deutsch tuerken "celina" und "talip" boten mir an mich mit ihrer tante zusammen in die stadt zu nehmen. diese wollte mich schn nach wenigen minuten als ihren sohn adoptieren.. auf dem weg hielten wir in mindestens 4 kleinen orten an, um irgendwelche sonnengetrocknete fruechte, nuesse und gemuesen, sowie eingelegtes und eingemachtes ein-, aus- und umzuladen; ich wollte nur irgendwann an diesem tag in damascus ankommen. im letzten dorf wurde ich zum essen eingeladen - aber nicht meine begleitung sondern der wirt persoenlich wollte es sich nicht nehmen lassen uns alle mit dieser geste in seinem land willkommen heissen.. der schwager von celina's tante besitzxt zufaellig eine reiseagentur. so wurde ich, genau wie zuvor die plastiktueten einfach weitergereicht. eine geschlagene stunde sass ich in einem absolut unterkuehlten buero einem mann gegenueber, der ein bisschen aussah als koennte er dem ehemaligen irakischen regime angehoeren. dann stuermte ein junger kerl herein und zerrte mich die strasse herunter. dort wartete eine art kleinbus. celina hatte dafuer gesorgt, dass ich irgendwie nach aleppo gebracht werde. dem jungen fahrer wurde kurz die akte "Alemani" erklaertund dann ging's auch schon los. mittlerweile war es schon halb drei nachmittags. waehrend der chaotischen fahrt quer durch die stadt und mal wieder ohne regeln, ging die kluengelei weiter. ich glaube, dass diese agentur ein personenbefoerderungunternehmen, ein kurierdienst und mafia in einem ist. da sass ich nun mit 5 syrern/tuerken von denen keiner genau wie der komplette rest in ostanatolien keine silbe englisch kann in einem kleinbus typ renault kangoo und fuhr stundenlang durch absolute einoede richtung arabische wueste. da kam schonmal die frage auf: was mache ich hier eigentlich? nach einigen stunden erreichten wir endlich die grenze. die strasse dorthin glich eher einer LKW zufahrt zur kiesgrube in rodenkirchen und auch die beamten waren nicht gerade die gottesboten fuer liebe und menschlichkeit. am besten man haelt einfach die klappe und stellt keine dummen fragen. dies riet mir auch der deutsch-tuerkische hassan. mit ihm und einem iranischen biker, der auf seinem weg aus dem heimatland ueber die turkei durch syrien in den libanon unterwegs war. ich bemerkte, dass wir schon laenger mit leuchtender tankanzeige unterwegs waren. irgendwann tauchte eine staubige zapfsaeule am wegrand auf und der fahrer verspruehte den hauch von erleichterung.aber diese tankstelle war einfach leer.einige kilometer weiter die gleiche situation. trotzdem schafften wir es noch irgendwie bis aleppo. dort ueberliess mich der fahrer meinem schicksal.es war mittlerweile 6h abends und ich hatte gerade mal ein drittel der strecke hinter mir. in aleppo bekommt man kein bargeld aus dem automaten und ich hatte nur noch ein paar tuerkische lire. deshalb hatte mich waehrend der 3 stuendigen autofahrt der syrische geschaeftsmann mit wasser und nuessen versorgt. kaum stand ich so einfach nur da, leicht orientierungslos, hielt neben mir ein auto an. hassan von der grenze stieg aus und begruesste mich wie einen alten freund. er und sein kumpel fanden fuer mich heraus, wo der bus nach damascus abfaehrt. dieses problem war mit einem kleinen fussmarsch erledigt. nur ohne geld geht auch in arabien nichts - denkst du! hassan wollte mir das ticket fuer den bus bezahlen, kein problem. am ende gab ich ihm wenigstens meine letzten tuerkischen lire, aber viel zu wenig fuer den syrischen gegenwert. um halb 7 nach bereits ueber 12std anreise sass ich im klimatisierten ueberlandbus von aleppo nach damascus. mein akku reichte grade noch, um tarek ueber meine ankunft zu informieren. treffpunkt sollte das "domino" in "bab touma" sein. was immer das sein sollte. viereinhalb stunden spaeter traf der bus endlich in einem vorort der syrischen und zugleich aeltesten hauptstadt der welt ein. nach einer ueberteuerten taxifahrt traf ich tarek nach ca 18 std anreise endlich in der altstadt. gegen 2h nachts holten wir noch "gareo" einen anderen deutschen freund vom flughafen ab. nach fast 24std lag ich im bett. nacht!
gestern morgen liessen wir es ganz ruhig angehen. geht auch gar nicht anders bei der hitze. so wurde mittagessen zum fruehstueck und umgekehrt. um fuenf gingen wir in ein kleines theater wo tarek capoeira lehrt. wir (gareo und ich) konnten uns der teilnahme nicht entziehen und wurden auch noch dazu genoetigt eines dieser brasilianischen instrumente zu lernen, da spaeter eine kleine vorfuehrung dieser suedamerikanischen kampf-tanz-kunst in einem palaestinensischen fluechtlingslager fuer kinder statt finden sollte. dorthin fuhren wir per minibus gegen halb neun und ueberraschender weise begleiteten uns noch 15 weitere capoeiristi zur unterstuetzung. ca 120 kinder warteten auf einem militaerisch wirkenden gelaende 1 std autofahrt ausserhalb der stadt liegend. die kinder waren fasziniert und begeistert von der spontan inzenierten vorfuehrung. eine anschliessende kurze einfuehrung fuer die kurzen endete in einem totalen chaos. das ganze organisiert und fuehrt tarek unendgeldlich aber ueberzeugt durch. die projekte mit den fluechtlingskindern die alle ihren vater im krieg verloren haben, werden von palaestinensischen freiwilligen sowie der UN unterstuetzt. das war erst der zweite tag.
mal sehen was noch so kommt. naechste woche steht capoeira in einem syrischen gefaegnis auf dem program und mich wuerde es nicht wundern, wenn wir irgendwann noch auf einem esel nach palmyra reiten. auf jeden fall ist es witzig hier.
bukra inshallah,
bjoern
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